Hans Hugo Niezel:

Wasserleitungen und Buttiche in Zellerfeld - Seite 1/7S 39 GIF

Die ersten Nachrichten über die Wasserversorgung in Zellerfeld durch Röhren
sind in der Bergchronik des Hardanus Hake, Pastor zu Wildemann, zu finden.
Er berichtet für das Jahr 1539, also nur etwa ein Jahrzehnt nach der Besie-
delung auf dem Zellerfeld, wie folgt:
" Auch ist das Rohrwasser auffm Zellerfelde bey dem schutzen Hause
( Schützenhaus ) gefaßt und auff den marckt geführet, so ietzund noch ge-
het, und in die gaßen getheilet."
Dazu ist zunächst zu sagen, daß sich dieses Schützenhaus in der Gegend
des Hohen Weges, am nordwestlichen Stadtrand befand. Hier gibt es auch
heute noch einige Quellen.
s39_u Weiter geht aus dem Zitat hervor, daß damals schon Leitungen, seiner-
zeit waren es Holzrohre, die das Wasser in mehreren Straßen verteilten.
Die junge Bergstadt hatte in ihrem ersten Jahrzehnt sicher noch nicht die
Ausdehnung erreicht, die sie unmittelbar vor dem großen Brand von 1672
hatte. So kann man annehmen, daß die Wasserversorgung der Haushalte
zunächst durch dieses erste Rohrsystem, mit den wahrscheinlich auch da-
mals schon aufgestellten Buttichen ausreichend war. Mit wachsender Ein-
wohnerzahl wurden das Leitungsnetz erweitert und weitere Quellen gefaßt.
Hake berichtet für das Jahr 1560:
" Voltin Hille Richter auffm Zellerfeld. Dießer man hat sich des gemeinen
nutz wol angenommen, vnd wo er gewust, waß der gemein zutreglichen
geschehen möge, hat er dasselbe mit allem Vleiß vnd Ernst gefordert vnd
nachgesetzt; hat diß Jahr daß waßer auf der gutten Blumen Wiese gefaßt
vnd auf dem Marckt gefführet, Vnd ist ein schöner Quell, trocknet nicht auß
des Sommers, freyret auch nicht ab des Winters."
1565 wird der eichene Wasserkasten auf dem Zellerfelde erneuert. Es ist
leider nicht beschrieben, welchem Zweck dieser Kasten diente. Weil deutlich
von einem bestimmten Kasten gesprochen wird, handelt es sich kaum um
einen Buttich. Auch würde ein solcher sicher nicht aus teurem Eichenholz
gefertigt worden sein. Wahrscheinlich ist es ein Sammelkasten für die an-
kommenden Rohrwasser. Es ist denkbar, daß von diesem Kasten Holz-
rohre zu den anderen Straßen abgingen. In dem Zitat des Jahres 1539
heißt es ja auch:
" ..... vnd auffm marckt geführet....vnd in die gaßen getheilet." Es kann
sich aber auch um einen Vorratskasten für Feuerlöschwasser gehandelt
haben.
1569 ist die " Wasserreise von der Blumschenwiese vernewert". (erneuert)
Wenn es sich hierbei um die 1560 verlegte Leitung von der "gutten Blumen
Wiese" zum Markt handelt, so haben die Holzrohre eine Lebensdauer von
9 Jahren gehabt. Das liegt im üblichen Haltbarkeitsrahmen, denn bei einer
im Jahre 1859 erfolgten Kalkulation rechnete man auch mit einer Haltbar-
keitsdauer der Holzrohre im Mittel von 10 Jahren.

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