Kommentar (1/2)

In der Urkunde von 1531 heißt es "hinauf bis an die Zell-Kirchen und Osterröhdischen Straß ...". Hieran fällt zunächst auf, daß sowohl von den "Kirchen" als auch von der Straße die Rede ist. Daß hier die Mehrzahl "Kirchen" auftritt, bedeutet nicht, daß mehrere Gebäude gemeint sind. Man bedenke, daß die Rechtschreibung und die Grammatik erst 1875 eingeführt wurden. Früher war es durchaus üblich, in der Mehrzahl zu sprechen und die Einzahl zu meinen.

Wenn im Vertrag zwei Örter in der Landschaft zur Beschreibung des Grenzverlaufs angeführt werden, dann kann es sich notwendigerweise nicht um ein- und denselben Ort handeln. Die "Zell-Kirchen" kann also nicht an der Brücke gelegen haben, wo die Straße über den Zellbach geht. Welche Kirche mag also gemeint sein?

Es ist wahrscheinlich, daß es sich hierbei um die Gottesacker-Kirche handelte, denn der Friedhof lag wohl damals schon dort, wo er heute noch liegt. Wie Pastor Kalla aus Altenau berichtet, war es aus hygienischen Gründen bereits damals üblich, die Friedhöfe an den Ortsrand zu legen. Dementsprechend hat man dort normalerweise auch nur kleine Kapellen gebaut, vielfach war es auch (nach Kalla) üblich, die Totenfeiern im Haus abzuhalten und vom Wohnhaus aus zum Friedhof zu gehen.

Friedrich Gärtner (11) berichtet: "1538 erhielt Zellerfeld die erste Kirche, die an einer verfallenen Klostermauer angebaut war. Ebenfalls wurde die erste Schule gebaut. Damit standen die erste richtige Kirche und die erste Schule auf dem Gelände zwischen der heutigen St. Salvatoris-Kirche und dem Zellbach. Die im Vertrag genannte Kirche kann diese also nicht sein. Es bleibt also eben nur die Gottesackerkirche übrig. Und in der Tat ist das ja auch noch der heutige Verlauf der Grenze: von der Brücke über den Zellbach entlang dem Brauhausberg, weiter hinter dem Schulhof entlang bis zur Brücke über den Eschenbacher Flutgraben, entlang des Eschenbacher Flutgrabens bis zur Straßenecke Zellweg - Bäckerstraße

und dann den Zellweg hinauf bis hinter den Friedhof, wo sie in Richtung auf Wolf's Hotel wieder abknickt.

Um diese Recherchen nicht trochenes Papier werden zu lassen, sind in der Folge zur Verdeutlichung ein paar Kartenausschnitte und Fotos gebracht ...


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